St. Trinitatis Kirche Königswalde 1523-2023

"So oft Königswald hört diese Glocke schallen - So oft laß' es, oh Herr, mit Lust zur Kirche wallen"
(Inschrift auf der ehemaligen mittleren Glocke von 1749)  

Die erste Kirche wurde 1523 auf der Ratsseite gebaut, genau an diesem Platz, wo auch heute unsere Kirche steht. Pfarrer und Erzgebirgschronist Christian Lehmann, welcher 1611 im Königswalder Pfarrhaus geboren wurde, sagte einmal über die Kirche: "Ein eng finster Kirchlein, mit Überhang und Schießlöchern, darauf sie sich auf einen Noteinfall der Feinde retiriren (zurückziehen) und die Feinde abwehren können." Grund für den Bau einer eigenen Kirche war die ständig wachsende Gemeinde, so dass sich angeblich die Mildenauer darüber beschwert haben sollen, wegen der vielen Königswalder bald keinen Platz in ihrer eigenen Kirche mehr zu finden.


Die Kirche wurde zu Zeiten der Reformation gebaut. 1517 schlug Luther seine 95 Thesen an die Schloßkirche in Wittenberg und 1521 sagte Luther auf dem Reichstag in Worms: „Daher kann und will ich nichts widerrufen, weil wider das Gewissen etwas zu tun weder sicher noch heilsam ist. Gott helfe mir, Amen! “ Diese Berufung auf die Bibel und das individuelle Gewissen sind der zentrale Moment des Auftritts von Martin Luther vor dem Reichstag und ein Schlüsselereignis der Reformation. 

Der Mildenauer Pfarrer Fleischmann predigte 1530 zum ersten Mal evangelisch in der fertig gestellten Kirche: "Gott dem Allmächtigen sei Lob, Preis und Ehre für die gnadenreiche Offenbarung des heiligen Evangelii, welches in dieser Kirche im 1530.Jar am St. Johannis des Täuffers Tag (24.6.), da der alten falschen papistischen Lehr widersprochen, angegeangen ist."

Der Landesherr der Ratsseite, Herzog Georg (der Bärtige), war ein treuer Anhänger des katholischen Glaubensbekenntnisses. Er ordnete an: "so die Gemeinde auff Rathsseiten nicht darein gedurft, hernachmal aber gesperrt beide Seiten". So wurde die kleine Wehrkirche für einige Jahre verschlossen. Die evangelischen Lichtenhainer Bürger gingen nun heimlich nach Königswalde hinüber auf die Amtsseite zu den evangelischen Gebetsstunden in Thomas Rebentisch's Amtsgericht oder schlichen sich in die schon reformierte Kirche nach Buchholz.

Nach dem Tod Georg des Bärtigen 1539 wurde die Kirche wieder freigegeben. Die Königswalder auf der Rats- und Amtsseite bilden zusammen nun eine gemeinsame und selbständige, protestantische Kirchgemeinde. Auch in Mildenau darf jetzt endlich in verständlicher deutscher Sprache das Evangelium gepredigt werden. Bis 1558 blieb sie noch Tochterkirche von Mildenau.

1558 bekommen die Königswalder eine eigene Pfarrerstelle. Michael Moritz aus Marienberg wird der erste Pfarrer.

Die Königswalder Wehrkirche wurde im 30-jährigen Krieg zerstört. Am 21. August 1632 wurde sie von kaiserlichen Sölndern niedergebrannt, ebenso wie das Pfarrhaus und Schule, die beiden Erblehngerichte und 23 andere Gebäude im Ort. Man begann aber sofort wieder mit dem Aufbau der Kirche. Die vorhandenen steinernen Umfassungsmauern konnten genutzt werden. Gottesdienst wurde zwischenzeitlich im Christian Kallenbergers Gut (Gottel-Mühle) gehalten. Über den Verlauf des Kirchenbaues gibt es unterschiedliche Berichte. So soll 1635 der neue Pfarrer Hunnenberger im wiedererrichteten Gotteshaus gepredigt haben. In einem anderen Bericht steht, dass der Bau 1651 vom Erbrichter Balthasar Rebentisch begonnen wurde und vom Sohn 1675 vollendet worden sei. Dem widerspricht aber die Jahreszahl auf der ersten Glocke von 1649. Später wurde in der Turmkugel ein Schriftstück vom 6. Juli 1673 gefunden, demnach wurde schon 1649 eine (gebrauchte) Orgel aus Annaberg gekauft und 1655 ein Altartisch.  

Man kann also davon ausgehen, dass mit dem Wiederaufbau zwar nach dem Brand begonnen wurde, der Bau sich aber über die vielen Kriegsjahre hinzog. 1648 war der 30-jährige Krieg zu Ende. Um 1656 wird sie spätestens für die Abhaltung der Gottesdienste wiederhergestellt gewesen sein. Vermutlich hat Rebentisch nur die 3 Anbauten außen anbringen lassen und den Turmbau verwirklicht, 1673 war der dieser fertiggestellt. 1675 war der gesamte Wiederaufbau der Kirche vollendet. 
Aber richtig zufrieden waren die Königswalder nicht mit ihrer Kirche. Sie war innen eng und finster. Auf der Nordseite gab es keine Fenster. Auch über die anderen Fenster berichtete man, dass sie "schlecht vertheilt und zu klein" sind. An der Nord- und Westseite befanden sich doppelte Emporen, die den Kirchenraum ebenfalls verengten. Auf der Südseite war die Kanzel, mit eigener Kanzeltreppe, sie war aus Holz, mit viel Schnitzwerk und reich vergoldet. Ebenso hingen die Bilder der 4 Evangelisten in den Feldern der Kanzel, die sich heute an der Nordseite des Altarraumes befinden. Eine Familie Schenk hatte diese wertvolle Kanzel 1663 fertigen lassen und der Gemeinde gestiftet. Über dem Altar befanden sich 3 Gemälde: unten das Heilige Abendmahl, in der Mitte die Kreuzigung, oben Jacob im Traum und die Himmelsleiter. Diese Gemälde sind, außer dem Kreuzigungsbild, bis heute erhalten! 

Bereits 1683 musste die Kirche wegen Platzmangel verlängert werden und 1743 wurde eine neue Sakristei an die Nordseite angebaut. Der Kirchturm wurde laut Jahreszahl in der Wetterfahne 1751 erneuert.

In etwa diesem Zustand sehen wir die Kirche auf diesem Bild von 1830, es wurde veröffentlicht im Annaberger Sonntagsblatt von 1929. Eine weite Baumaßnahme erfolgte 1861. 

Die 3 Vorhäuser von 1651 wurden entfernt und ein Hauptportal in den Giebel der Westseite eingesetzt. Weiterhin wurde die Sakristei an der Nordseite abgebrochen und auf die Ostseite um verlegt. Im Inneren wurden Emporen und 4 Familienchöre entfernt, die den Raum einengten. Die Kassettendecke wurde einfach zu geschalt und verputzt. Die Kosten beliefen sich auf eine stattliche Summe von 2457 Taler. Im selben Jahr, am letzten Sonntag im Oktober – zu Kirchweih – erfolgte die feierliche Einweihung.

Die letzte umfassende Kirchenrestaurierung wurde 1970 bis 1971 durchgeführt. In diesem Zuge wurde die alte Kassettendecke wieder freigelegt und der aus der Stadtkirche Lengefeld stammende Kanzelaltar von 1727 wurde aufwendig restauriert und eingebaut. In unzähligen Arbeitsstunden realisierten viele fleißige Gemeindemitglieder, Handwerker, Künstler und Baufirmen diesen aufwendigen Umbau.

Zur Kirche gehört auch das Pfarrhaus. Das erste wurde 1558 gebaut und brannte 1632 mit ab. Kantor Schreiber beschreibt das Pfarrhaus um 1830 als "ein altes, oben hölzernes Gebäude, leider aber in der unteren Etage wegen der tiefen Lage und des nahe vorbeifließenden Baches feucht und ungesund ... (Mühlgraben), besonders annehmlich, der große und gut gelegene Obst- und Gemüsegarten ...". Bis 1800 war die Schule im Pfarrhaus untergebracht, es gab aber getrennte Eingänge. 1802 erfolgte der Bau der Schule und der Umbau des Pfarrhauses. Unser Pfarrhaus steht unter Denkmalschutz und zählt mit seinem Fachwerk mit Andreaskreuzen zu den schönsten Gebäuden im Erzgebirgskreis.

Seit September 1935 trägt unsere Kirche den Namen "St. Trinitatis Kirche"!


Quelle: Wolfgang Süß - 1523-2003: 480 Jahre Königswalder Kirchengeschichte

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